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15 Dezember

01.12.15  


Ich mache ein Publikumsgespräch in Kyoto: Der Filmkritiker Daisuke Akasaka (links) stellt die Fragen, Professor Takagi (Mitte) übersetzt. Der Typ mit den grauen Haaren bin ich. Die meisten Fragen kamen vom Publikum.

Der Sturm gestern hat mich am Fahrradfahren gehindert. Heute scheint sogar ein bisschen die Sonne. Diese Schafherde weidet am Rande meines Radwegs.
Zu den Autobiographie-Notizen: Nach Cannes habe ich angefangen mit Dörte Völz "SIEBEN FRAUEN" zu schneiden. Das war gar nicht so einfach, denn Dörte hatte sich das Bein gebrochen, und ich musste sie ins Auto und dann an den Schneidetisch tragen. Der Filmverlag wollte für die Weltrechte 100.000 DM Garantie bezahlen, doch Claudie Cheval hatte sich vom Filmverlag getrennt und mit Pyramide einen eigenen Weltvertrieb gegründet. Ganz umsonst wollte ich ihr den Film aber auch nicht geben. Sie hat ihn für 50.000 DM gekriegt. Schon in Cannes hat mich das Venedig-Filmfestival bedrängt, "SIEBEN FRAUEN" dort zu zeigen. Am 9. Juni bin ich nach Münster geflogen und habe dort "DER PHILOSOPH" gezeigt. Am 10. Juni habe ich den Titel "SIEBEN FRAUEN" im FSK-Titelregister schützen lassen. Als der Film ins Kino kam, wollte mir Robert van Ackeren den Titel streitig machen. Er hatte wohl in einer größeren Arbeit diesen Titel, vielleicht als Zwischentitel, benutzt. Nachdem ich einen Anwalt zu Hilfe geholt habe, hat er mich dann nur noch gebeten, den Titel auch weiterhin benutzen zu dürfen. Am 26. Juni sieht Claudie Cheval bei Geyer "SIEBEN FRAUEN". Am 28. Juni bin ich wieder zu einer Premiere im Theater zum Westlichen Stadthirschen". Das Stück heißt "Die Verabredung". Vom 29. 6. bis 1.7. bin ich in Hamburg als Jury-Mitglied der Hamburger Filmförderung. Am 7. Juli bin ich bei einem Fest von Antje Goldau und Hans-Helmut Prinzler in der Sybelstr. 67. Jahre später bei einer Sylvesterfeier habe ich da eine halbe Stunde lang auf Dieter Kosslick eingeredet, doch noch "ROT UND BLAU" im Berlinale-Wettbewerb zu zeigen.
Am 22. Juli steht bei mir von 11 Uhr bis 17 Uhr "Wölfchen". Kann das sein, dass ich für meinen Sohn Nicolai einen extra Termin in meinem Terminkalender bereithalten musste! Am 29. Juli war die Team-Premiere von "SIEBEN FRAUEN" in der Lupe2. Am 2. August sagt mir Christoph Hummel, dass die Degeto "SIEBEN FRAUEN" nicht kaufen will. Das war ein Tiefschlag, denn ich hatte fest damit gerechnet. Am 14. August war ich in meiner alten Hautarztpryis, weil sich an meinem Popo entweder ein böses Forunkel oder etwas Ähnliches gebildet hatte. Er sagte, so wie es sich anfühle, dass es extrem gefährliche Knisterbakterien sein könnten, und ich müsse sofort ins Krankenhaus. Am nächsten Morgen wurde ich operiert (offensichtlich von dem Arzt, den ich nach meiner Kyotoreise zuerst aufgesucht hatte, denn er kannte mich und erinnerte sich an mein Filmprojekt "SIEBEN FRAUEN"). Es waren keine Knisterbakterien, sondern das Endstück einer Fistel. Am 16. August muss ich im Krankenhaus zum Röntgen und treffe im Vorbeigehen Günter Heck. Ich kannte ihn von Kendo-Übungen (japanisches Schwert) bei Anna, hatte die Gruppe auch mal für Anna gefilmt und fragte ihn, was machst du denn hier. Er war Chef der Inneren Medizin. Ich erzähle ihm, was bei mir los ist. Er sagt mach die OP, aber komme danach zu mir. Bis heute ist er mein homöopathischer Arzt, und ich höre nur auf ihn. Am 19. August ist dann die eigentliche Fistel-OP. Eine Woche später, am 26. August holt mich Anna aus dem Krankenhaus wieder ab. Nochmal eine Woche später am 6. September fliege ich zum Filmfestival nach Venedig, wo "SIEBEN FRAUEN" in einer Nebenreihe läuft. Am 7, 9. gab es da eine Pressekonferenz, bei der auch Adriana Altaras und Wolfgang Böhmer (Musik) waren. Ich erinnere mich an nur sehr wenige Momente, denn ich war durch die Operation sehr geschwächt. Am 10. 9. fliege ich zurück. Für Anna bringe ich eine Vase aus Meranoglas mit (oder wollte ich das nur?). Am 11. 9. bin ich nochmal beim Arzt und am 12. September fliege ich mit Anna und Nicolai wieder nach Florida. Bis zum 14. Oktober. Anna war da schon wieder im fünften Monat schwanger, falls ich richtig zurückgerechnet habe.

02.12.15   Da ich vielleicht schon morgen ins Jahr 1990 gerate - ein Vierteljahrhundert zuück - suche ich schon mal meinen Terminkalender für dieses Jahr. Er muss da sein, denn ich habe sein Vorhandensein registriert. Ich räume das gesamte grüne Zimmer auf, denn da hatte ich alle Terminkalender ordentlich auf den Boden gelegt. Das Zimmer war inzwischen eine Rumpelkammer geworden. Ich habe alles rausgetragen. Aber der Terminkalender war nicht da. Stunden spätern schaue ich nochmal in die vorhandenen Terminkalender und entdecke in dem für 1991 diese losen Blätter.

Ich habe vor Glück laut aufgeschrien, so als hätte ich ein großes Stück Gold gefunden. Ich wusste zwar, dass in diesem Jahr meine Tochter Joya geboren wurde und auch, dass ich in diesem Jahr keinen Film gedreht habe, sondern erst 1991 "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK", aber alle Ereignisse dazwischen hätte ich nicht rekonstruieren können.

Das aufgeräumte grüne Zimmer, in dem Serpil Turhan beim Drehen immer sehr gut geschlafen hatte.

Danach habe ich im Baumarkt meinen Weihnachtsbaum für dieses Jahr gekauft.
Zu den Autobiographie-Notizen: Anna bestätigt meine Erinnerung mit einem Foto der Vase, die ich ihr aus Venedig mitgebracht habe.



Die Rückfahrt von Venedig war auch ungewöhnlich. Mit mir ist Götz George in das Boot gestiegen, das uns zum Flughafen gebracht hat. Danach kam Fanny Ardant und für sie gab es ein gigantisches Blitzlichtgewitter. Götz George hat da, sagen wir mal verwundert geguckt. Im Flugzeug nach Frankfurt haben wir vielleicht nebeneinander gesessen. Auf jeden Fall hatten wir eine längere Pause für den Weiterflug nach Berlin und haben zusammen ein Bier getrunken und uns gut unterhalten. Immer wieder unterbrochen von Fans, die "Schimmi, Schimmi" riefen und ein Autogramm wollten. Er hatte einen ganzen Packen in seinem Mantel und verteilte sie gerne.
Bei meiner Floridareise vom 12.9. bis 14.10. habe ich vormittags wahrscheinlich zum ersten Mal am Meer. Immer noch mit meiner Olivetti Lettera ein Drehbuch geschrieben. Es hieß "Südwind" und handelt von einer wunderschönen Schriftstellerin, die auf Lanzarote arbeitet und, ohne das sie das weiß, als Lockvogel einer Industriemafia für den deutschen Bundeskanzler fungiert. Man hat in ihren Popo einen winzigen Sender implantiert. Und es gelingt der Industriemafia tatsächlich, da er sich auf das Mädchen einlässt, in einer großen Höhle gefangen zu nehmen. Am Ende jedenfalls kämpft er sich frei, weil er ein harter Bursche ist. Ich denke, dass ich für die Rolle an Götz George gedacht habe.
Am 19. 10. heiratet Jochen Brunow Irene Schlebes im Standesamt Charlottenburg. Woran ich mich bei dieser Zeremonie erinnere, als wir aus dem Standesamt herauskamen, rief ich in Panik "wo ist Nicolai?". Alle lachten, denn er saß auf meinem Rücken. Am 21. 10. machten Jochen und Irene ein Fest in einem neuen Lokal "Paris - Moskau". Am 25. 10. haben wir zusammen mit Jochen und Irene im Eiderstedter Weg einen Apfelbaum gepflanzt. Einen "Weißen Klarapfel", der Lieblingsapfel aus meiner Kindheit, der noch heute auf meinem Bauernhof weiter wächst. Am 9. 11. bin ich nach zuerst nach München geflogen, habe im Hotel "Vier Jahreszeiten" Interviews gegeben und bin von da weiter nach Hamburg geflogen und habe im Hotel Atlantic gewohnt und Interviews gegeben. Am Abend gab es eine Vor-Premiere von "SIEBEN FRAUEN", zu der ein Radiosender eingeladen hatte. Am nächsten Tag bin ich, wahrscheinlich mit dem Zug nach Braunschschweig gefahren, denn dort zeigte ein Filmfestival "SIEBEN FRAUEN". Am nächsten Morgen habe ich mit Wolf Aurich ein Interview für seine Filmzeitschrift "filmwärts" gemacht. Da war dann auch schon die Mauer offen und im Zug nach Berlin saßen viele fröhlich dreinschauende DDR-Bürger. Am 14. November war mein 50. Geburtstag und es war ein größeres Fest, mit Essen aus La Cantina und auch mit Ziehharmonika-Musik. Am gleichen Tag begann im Arsenal-Kino eine Retrospektive mit meinem ersten Film "DETEKTIVE". Am 16. November startete "SIEBEN FRAUEN" gleichzeitig in Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Bonn, Bielefeld, Bochum und Köln. Am 17. November kam Nicolas Saada von den Cahiers du Cinéma und wir haben gemeinsam die zusammenbrechende Berliner Mauer besucht.
Am 29. November bin ich nach Köln geflogen und war in einer Talkshow von RTL. Im Lift des Hotel Maritim begegnete ich Klaus Maria Brandauer, dessen Film "Georg Elser - Einer aus Deutschand" ich mir vorher zur Vorbereitung angeschaut habe. Er fragte mich als Erstes nach Karin Thome, meiner Frau aus den Siebziger Jahren. Während der Talkshow gerieten wir sofort aneinander. Ich hatte gesagt, ich habe den Film gesehen und es ist kein guter Film. Er sagte, ich habe die besten Leute für jede Position engagiert. Ich sagte, das allein reicht nicht. Es muss noch etwas anderes dazukommen, nämlich ein guter Regisseur. Rita Süssmuth, die Bundestagspräsidentin, die anscheinend meinen Film "SIEBEN FRAUEN" gesehen hatte, hat mich verteidigt. Zum Glück für mich hatte Brandauer sich nicht die Mühe gemacht, meinen Film anzuschauen. Nach der Talkshow veranstaltete RTL ein festliches Abendessen, wo auch alle Mitarbeiter eingeladen waren. Zuerst hat Brandauer heftig mit Rita Süssmuth geflirtet. Das fand ich peinlich. Gegen Ende jedenfalls stand er auf und mit ihm gleichzeitig eine wunderschöne, junge RTL-Mitarbeiterin. Mir blieb vor Stauen das Essen im Hals stecken. Wie hat er das nur gemacht?
Am 4. 12. bin ich mit Adriana Altaras und Johannes Herrschmann zu einem Filmfestival nach Taiwan geflogen. Es war ein 12 Stunden-Flug. Gott sei Dank in Business-Class. Da lief "DER PHILOSOPH". Die drei Frauen bekamen einen Golden Horse Award, verbunden mit zwischen 5.000 bis 10.000 Mark für jede von ihnen. Ich gar nichts. Bei einer Besichtigungstour habe ich für Anna allen möglichen Schmuck aus Gold und Edelsteinen gekauft (zurück in Berlin habe ich ihn prüfen lassen, weder das Gold noch die Edelsteine waren echt). Im Hotel konnte man sich innerhhalb von 2 Tagen Maßanzüge machen lassen. Ich habe mir einen aus Seide (?) machen lassen. In Berlin habe ich ihn einmal angezogen. Ich dachte Seide sei das höchste der Gefühle, denn damals habe ich noch gerne Anzüge getragen. Aber er fühlte sich Scheiße an. Am 19. 12. war ich bei der Beerdigung von Heinz Rathsack. Es war in meinem Leben die vierte Beerdigung (davor meine Mutter, mein Sohn Maximilian, Martin Schäfer), wo ich hingegangen bin. Warum ich das gemacht habe, weiß ich nicht, denn ich hatte nie eine besondere Beziehung zu Heinz Rathsack. Ich habe mich später entschieden, nie wieder zu Beerdigungen zu gehen. Nur noch irgendwann zu meiner eigenen. Aber da muss ich ja nicht gehen, sondern werde getragen. Das Jahr 1989 ist in meinen Notizen zuende. Morgen beginnt das Jahr 1990.
03.12.15  

Ich bin heute morgen deprimiert. Vor allem das Lesen des letzten Knausgård-Romans "Träumen" halte ich kaum aus. Seine Gefühle und Gedanken als Zwanzigjähriger sind kaum auszuhalten, sie vergrößern meine Depression. Ich kann jeden nur davor warnen. Danach mache Feldenkrais-Übrungen, die mir Anna per Skype beigebracht hat. Danach fühle ich mich besser. Ich schaue aus dem Fenster. Da ist fast kein Wind, was mir die Wellen auf dem Dorfteich anzeigen, und es scheint die Sonne. Ich beschließe mit dem roten Rad zum Körbaer See zu fahren. Da war ich zum letzten Mal mit meiner ägyptischen Freundin am 24. August.



In der Nähe des Seeufers finde ich diese schönen jungen Pilze. Ich denke es sind Halllimasch. Bin mir aber nicht sicher.
Zu den Autobiographie-Notizen: Am 11. und 12. Januar bin ich als Jury-Mitglied der Hamburger Filmförderung in Hamburg. Dort konnten die Antragsteller der Jury ihr Projekt vorstellen. Einer der Antragsteller war Hans-Christoph Blumenberg. Ich denke, dass ich für ihn gestimmt habe. Im übrigen war ich als Jurymitglied auf Standbye, weil Anna jeden Moment unser Kind bekommen konnte. Am Abend um 22.25 Uhr war ich wieder in Berlin und vermutlich eine halbe Stunder später bei ihr zuhause. Sie wollte nämlich eine richtige Hausgeburt machen. Am 13. Januar habe ich vermutlich die beginnenden Wehen getimed, habe rechtzeitig die Hebamme gerufen und um 20.48 Uhr war das Kind dann da. Als die Hebamme es hochhielt, sagte ich, schon wieder ein Junge. Die Hebamme sagte, schauen Sie doch mal genau hin. Naja, da war mir klar, das Kind ist ein Mädchen. Da war ich glücklich. Und über den Namen "Joya" waren Anna und ich uns auch sofort einig. Vielleicht war sie stolz darauf, mir das größtmögliche Geschenk gemacht zu haben. Ich jedenfalls hatte in einem Buch gelesen, an welchen Tagen man eher Mädchen als Jungen zeugen kann. Ob wir uns daran gehalten haben (ich vielleicht ein bisschen), weiß ich nicht.
Am 3. März bekommen die drei Haupdarstellerinnen in einem China-Restaurant am Bahnhof Zoo das Geld für ihren Golden Horse Award ausgehändigt. Ich vermute, es waren Schecks und kein Bargeld. Am 9. und 10. März bin ich schon wieder in Frankreich, in Dijon. Welcher Film da gezeigt wurde, weiß ich nicht. Am 23. März wurde eine Retrospektive meiner Filme im Kommunalen Kino in Hannover eröffnet und ich war da. Am 8. Juni startet in England "DER PHILOSOPH" mit dem Titel "3 Women in Love". Am 11. Juni habe ich angefangen, mit Christa Maerker das Drehbuch von "Südwind" zu überarbeiten.
am 18. August steht im Terminkalender " 1. Tag Drehbuch". Ist es das Drehbuch zu "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK"? Wo habe ich es geschrieben? Am 4. September steht "Anna+Nicolai+Joya kommen zurück". Wo waren die?. Vom 24. bis 28. Oktober war ich in Paris. Warum weiß ich nicht. Am 29. Oktober steht da ein dickes "JA!!" in Blau. Es könnte sein, dass ich da das Geld der FFA für "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" bekommen habe, denn da war am 31. August der Einreichtermin.Am gleichen Tag habe ich den Antrag beim BMI fertiggemacht. Unvergesslich in meiner Erinnerung mit Joya auf dem Rücken, alle Formulare und Papiere am Computer fertiggemacht und ausgedruckt. Vielleicht ist diese Film-Urerfahrung ganz tief in ihrem Unterbewusstsein noch immer da. Ich jedenfalls war überglücklich mit ihr und was das Filmemachen angeht, damals ein König in meinem Reich. Ich wollte kein Geld von der Berliner Filmförderung, weil die Rückzahlungskonditionen zu schlecht waren. Am 16. Oktober 1990 haben Anna und ich für 120.000 DM den Bauenhof gekauft. Jedenfalls war da der Notartermin, und ich habe das Geld am nächsten Tag auf das Notar-Anderkonto überwiesen. Am 8. Oktober habe ich mit Herrn Caspary telefoniert, weil die ARD den Film "DER PHILOSOPH" schon am 28. 1. 91 senden wollte, und das war innerhalb der Sperrfrist. Am 1. November telefoniere ich zum ersten Mal mit Wolfgang Jurgan von der Degeto und sage ihm, wenn ihr im nächsten Januar "DAS MIKROSKOP" und "DER PHILOSOPH" zeigen wollt, müsstest ihr auch den dritten Teil, "SIEBEN FRAUEN" danach zeigen. Er wollte, dass ich ihm eine Kopie schicke, hat sie angeschaut und da ich ihm mit dem Preis extrem entgegengekommen bin, hat er am 12. November ja gesagt. Am 8. Dezember traf ich Geno Lechner, die mir Cynthia empfohlen hatte für ein Casting in der Rosalinde für "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK". Am 17. Dezember bin ich mit Anna, Nicolai und jetzt auch Joya zu Ma bis zum 6. 1. 1991 nach Florida geflogen. In meiner Erinnerung war es ein Jahr, in dem ich mich vor allem um Joya gekümmert habe. Wenn sie Muttermilch wollte und Anna nicht da war bekam sie süßen Fencheltee. Später bekam sie von mir abgepumpte Muttermilch. Wir beide hatten jedenfalls immer eine schöne Zeit miteinander.

04.12.15  
Heute morgen um 7 Uhr sieht der Himmel über dem Dorfteich vielversprechend aus. Beim Knausgård-Roman gibt es auf den letzten 100 Seiten immerhin nochmal eine Liebesgeschichte, die hoffentlich diesmal gut ausgeht.


Zu den Autobiographie-Notizen: Aus Florida kam ich mit Anna, Nicolai und Joya am 7. Januar 1991 zurück. Dort hatte ich ein Foto von Joya gemacht, die in einer flachen Bucht im Meer, umgeben von Möven, die Arme zum Himmel gestreckt hat, als würde sie die Sonne anbeten. Inspiriert durch dies Foto habe ich dort das Drehbuch zu "DIE SONNENGÖTTIN" geschrieben - ursprünglich geplant als Fortsetzung von "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK". Am 9. Januar treffe ich mich mit Sophie Maintigneux in der Paris Bar. Wir trinken viel Rotwein. Am gleichen Tag erfahre ich, dass auch das BMI den Film fördert. Am 11. Januar sagt sie zu, dass sie die Kamera machen wird. Am 13. Januar feiern wir mit Freunden Joyas 1. Geburtstag. Am 14. 1. zeigt die ARD um 23 Uhr "DAS MIKROSKOP" (1, 4 Millionen Zuschauer, MA 4%). Am 18./19. Januar fliege ich zu einer kleinen Retrospektive in Augsburg ("BERLIN CHAMISSOPLTZ", "SYSTEM OHNE SCHATTEN" + alle Kurzfilme). Am 23. Januar treffe ich zum Casting Geno Lechner, die mir Cynthia Beatt empfohlen hat, auch in der Paris Bar. Am 28. Januar zeigt die ARD "DER PHILOSOPH" (2,17 Millionen Zuschauer, MA 7 %). Am 1. Februar treffe ich zum Casting Margarita Broich in der Rosalinde. Am 7. Februar treffe ich Gudrun Max in der Fidicinstraße. Sie soll die Produktionsleitung machen. Am 8. Februar telefoniere ich mit Arvo Pärt und frage ihn, ob er die Musik machen wolle. Er lehnt das ab. Am 11. Februar reiche ich das Drehbuch von "DIE SONNENGÖTTIN" bei der Berliner Low Budget-Förderung ein. Am 13. Februar treffe ich Michael Rehberg in der Rosalinde. Vielleicht habe ich ihm schon da angeboten, die Hauptrolle in "Südwind" zu übernehmen.
Immer wieder steht in meinem Terminkalender "Nicolai/Miniclub". Ich erinnere mich nicht, was das war.
Am 18. Februar zeigt die ARD "SIEBEN FRAUEN" (1,77 Mio Zuschauer, MA 6 %). Am 20. Februar bin ich auf dem Bauernhof, denn da werden für drei Hausteile die Dächer neu gedeckt. Am 25. Februar treffe ich Herrn von Schorlemer von der Degeto in der Paris Bar. Er war damals für Ankäufe und Vertragsgestaltung bei der Degeto zuständig. Wahrscheinlich habe ich mit ihm schon vor Drehbeginn über "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gesprochen. Am 27. Februar war ich mit Anna in der Oper. Die erste und einzige Oper meines Lebens. Ich vermute, dass ich ihr eine Freude machen wollte. Am 8. März war ich mit Nicolai und Joya bei Dr. Schonack, dem Filmversicherungsarzt, da sie ja sozusagen Hauptrollen spielten. Am 9./10. März war ich in Paris. Keine Ahnung warum. An den Rückflug dagegen erinner ich mich genau. Ich bin von Tegel direkt mit meinem BMW an die Ostsee gefahren und habe da den perfekten Strand bei Prerow für "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gefunden. Am 13. März wurde in den BMW ein Autotelefon (für 7.000 DM) eingebaut. Die Nummer war 0161-232 17 97. Ich habe das dringend gebraucht, weil Anna unsere Kinder nur durch mich abholen lassen wollte und es zwischen Klein-Machnow und Berlin so gut wie keine funktionierende Telefonverbindung gab. Am 14. März war dann endlich der Drehbeginn von "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK": Während der Dreharbeiten sagt die Berliner Förderung für das Projekt "Die Sonnengöttin" zu. Am 17 April war der letzte Drehtag. Das Catering machte übrigens Sarah Wiener. Auch eine Empfehlung von Cynthia Beatt. Als special service bekam ich von ihr während der Drehzeit Oolongtee, an den ich mich bei der Reise nach Taiwan gewöhnt hatte. Sie hat das Catering mit einem alten DDR-Armee-LKW gemacht und ist damit im Sand bei Prerow steckengeblieben. Wenn ich mich richtig erinnere hat sie sich beim Aussteigen aus ihrem LKW auch den Arm gebrochen. Am 18. April musste ich zum Bauernhof fahren zur Abnahme der Dachdeckerarbeiten. Am Abend dann war das Abschlussfest. Vom 25. bis 29 April war ich in Digne les Bains zu einer Retrospektive. Dort wurden "BERLIN CHAMISSOPLATZ", "SYSTEM OHNE SCHATTEN", "TAROT" und "DER PHILOSOPH" gezeigt. Ich glaube, dass ic mir für diese Reise den ersten tragbaren Macintoshcomputer ausgeliehen habe, um die tote Zeit mit Notizen zu überbrücken. Außerdem habe ich da mit der Regisseurin eines französischen Kurzfilms bei dem Sophie Maintigneux die Kamera gemacht hatte, gesprochen. Ihre Erfahrungen waren genauso wie meine Erfahrungen. Sie ist gnadenlos hart und nimmt keine Rücksicht auf die Schauspieler. Am 30. April habe ich angefangen, das Drehbuch von "DIE SONNENGÖTTIN" umzuschreiben, um nicht nocheinmal mit Geno Lechner und Julian Benedict wieder drehen zu müssen. Am 11./12. Mai war ich beim Kino achteinhalb in Saarbrücken. Sie haben da eine mehrtägige Retrospektive gemacht. Am 8 Juni bin ich nach New York geflogen, habe da Chico Hamilton (†) "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gezeigt. Julian Bedendict kannte ihn und hat den Kontakt gemacht. Da war die Musikaufnahme für den Film. Ich wohnte in einem Hotel mit winzigen Zimmern und bin da bis zum 14. Juni geblieben. Ich habe da für Moana bei der Niederlassung der Deutschen Bank in New York ein Bankkonto eröffnet, weil ich weiter mit ihm arbeiten wollte und er immer cash bezahlt werden musste. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mehrere Bankkonten in Deutschland, eins in der Südsee, und jetzt zwei in USA. Einige Jahre später habe ich diesen Bankkonto-Zauber, den zu unterhalten ja nur Gebühren kostete, beendet.
Ich versuche so gut ich kann mt Hilfe meiner alten Terminkalender zumindest eine kalendarische Ordnung in mein Leben zu bringen. Für mich ist es wichtig, ob es für meine Blogleser auch interessant ist, weiß ich nicht. Ich hoffe, sie bleiben mir trotz all der langweiligen Daten treu. Sollte ich jemals eine richtige Autobigraphie schreiben, ist das alles nur Ausgangsmaterial für einen grundsätzlich anderen Text. Vielleicht wenn ich 80 oder sogar 90 Jahre alt geworden bin, eine Art autobiograhischer Roman. Sollte es dazu kommen, brauche ich jedenfalls dafür einen Verlag.
05.12.15  


Ich brine Oleanderbüsche und Yuccapalmen in diese geschützte Ecke. Bis minus 5 Grad halten sie es draußen noch aus.

Ich schneide die vertrockneten Phloxstengel ab und diesen Farn, der sich von Jahr zu Jahr mehr ausbreitet.


Zu den Autobiographie-Notizen: Die Dreharbeiten zu "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" waren nicht immer einfach. Da gibt es eine Liebszene zwischen Julian Bededict, einem etwas gehemmmten Archäologen aus der DDR und Geno Lechner, einer forschen Futurologin aus der BRD. Sie beginnt damit, dass Julian schon nackt in seinem DDR-Klappbett liegt und Geno sich auszieht und dann auf ihn setzt. Sophie Maintigneux wollte das mit vielen Detaileinstellungen zeigen. Beim Sehen der Muster war ich entsetzt und habe Dörte, meine Cutterin angerufen und ihr die Bilder gezeigt. Wir waren uns beide einig, dass ich das gedrehte Material nicht benutzen kann. Zu Dörte sagte ich, wie kann eine Frau eine andere Frau nur so hässlich fotografieren. Ich habe mich mit den beiden Schauspielern am nächsten Tag zum Essen verabredet und konnte sie überzeugen, die gesamte Szene nach meinen Vorstellungen neu zu drehen. Es war ja auch die sichtbare Verschmelzung von Ost und West. Ich habe die in der zweiten Version fünf Minuten lange Szene in einer Einstellung gedreht. Naja eben, bis zum gespielten Orgasmus. Als Anna, die bei solchen Szenen eher zurückhaltend reagiert, den Film gesehen hat, sagte sie, dass man in den Augen der beiden sieht, dass sie sich wirklich lieben. Chico Hamilton hat die Szene gefallen und hat mir vorgeschlagen, alle anderen Instrumente bis auf sein Schlagzeug wegzulassen. Als der Film in Cannes lief, gab es während der Film lief, offenen Beifall des Publikums. Nach der Teampremiere im Yorck-Kino in Berlin am 12. Juli sagte mir ein Filmkritiker, der Film ist gut. Bis auf diese eine Szene. Vom 18. bis 22. Juli bin ich nach Los Angeles geflogen, um dort Ma, meinen Guru zu treffen. Dort gab es einen offenen Darshan, zu dem unendlich viele Menschen mit ihren Problemen kamen. Ich saß ganz nahe bei ihr, bin aber wegen meines Jetlags fast im Sitzen eingeschlafen. Sie schickte mich zum Schlafen in ein großes Zelt, das dort im Garten aufgebaut war, ich konnte aber nicht schlafen und kam zurück. Ma sagte dann, leg dich in mein Bett. Das habe ich getan und war sofort weg. Dort habe ich auch John Shinavier und Susan Chesler (die mich an Bernadette Lafont erinnert hat) kennengerlernt.
Am 27. Juli wurden Nicolai und Joya in Aitern im Südschwarzwald getauft. Ich bin mit Jochen Brunow ohne große Begeisterung da hingefahren. Meine Distanzierung habe ich sichtbar gemacht, indem ich eine Sonnenbrille aufgesetzt habe.
Am 24. Juli sagt mir Klaus Lackschéwitz, der inzwischen Chef bei der Degeto war, dass sie "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" kaufen werden. Danach habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. um für meinen Film einen guten Verleih zu kriegen. Pandora hat ihn gesehen und abgelehnt. Ebenso der Tobis-Filmverleih.
Am 12. August habe ich Claudie Cheval und Vera Tchechova den Film gezeigt. Claudie hat ihn nicht in ihren Weltvertrieb genommen, weil Geno Lechner ihre Achselhaare nicht rasiert hatte! Am 24. August lief morgens um 4.20 Uhr "BESCHREIBUNG EINER INSEL" (160.000 Zuschauer, MA 1%). Am 28. August bekam ich das Prädikat Wertvoll. Vom 6. bis 8. September war ich in Paris und habe den Film Pierre-Henri Deleau von der Quinzaine gezeigt, denn er hatte das ja schon bei "TAROT" und "DER PHILOSOPH" getan. Am 10. September habe ich Corinna Kirchhoff in einem Café am Kaiserdamm gecastet. Bei all den Bemühungen um einen Verleih, habe ich auch Theo Hinz vom Filmverlag kontaktiert. Er meinte, ich müsse den Film 15 Minuten kürzer machen. Daraufhin habe ich am 27. September zusammen mit Gudrun Max die Prometheus Filmverleih GmbH gegründet. Inmitten all dieser Filmaktivitäten habe ich regelmäßig eine Versammlung von "Neuland", einer Initiative im Rahmen der Waldorfschule an der Clayallee besucht. Die wollte in der ehemaligen DDR ein komplettes neues Dorf errichten. Ich habe dafür sogar 2.000 DM Mitgliedsbeitrag bezahlt. Das hat natürlich nicht geklappt und das Geld war am Ende weg. Und auf meinem Bauernhof liefen in dieser Zeit Verbesserungsarbeiten durch eine Firma Grebau. Denn der Keller war nass, und ich wollte das beheben. Als alle Arbeiten beendet waren, war die Firma pleite. Der Geschäftsführer war allerdings vorher noch bei mir in Berlin und hat sich die letzte Rate für die Bauarbeiten bei mir abgeholt.
Am 15. Oktober habe ich mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil das Interview für das Presseheft (LINK) zu "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gemacht. Das Plakat mit Beratung durch einen Graphiker und das erste gedruckte Presseheft auf einem Mac mit PageMaker haben wir alles selbst gemacht. Ich werde ganz sentimental, wenn ich daran zurückdenke und könnte fast weinen.

06.12.15  


Bin heute depressiv. Heute ist 2. Advent und Nikolausstag. Habe meine Schuhe vor die Türe gestellt, aber niemand hat mir etwas reingetan. Außerdem ist meine Website plötzlich nicht erreichbar.
Zu den Autobiographie-Notizen: Im Juli 1991 gab's auch einmal eine Begegnung mit einer sehr schönen Frau. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, dass sie die "Sonnengöttin" spielen könnte, habe ihr aber gesagt, dazu muss ich dich nackt sehen. Sie schlug vor, dafür im Wannsee nackt zu baden. Das haben wir gemacht und landeten dann in der Bergmannstraße und ein bisschen später auf meinem großen Bett in der Fidicinstraße. Klar haben wir uns geküsst, aber bevor das allzu wild wurde, bin ich aufgestanden und habe ihr gesagt, dass ich das nicht weiter machen kann und dass ich nach Hause fahren will. Ich bin zwar nicht so schlimm wie der sexbesessene Knausgård, aber ein Heiliger bin ich auch nicht.
Im November mit Gudrun Max bin ich jetzt täglich in der Fidicinstraße, da das jetzt auch das Büro für unsere Prometheus Filmverleih GmbH ist. Wir versuchen Kinos für unseren ersten Film als Verleih zu finden. Georg Kloster wird immer von Gudrun angerufen, weil ich den Eindruck habe, dass er erschreckt ist, wenn ich am Telefon bin. Cynthia Beatt, die noch immer da mit Mann und Kind wohnt, macht Ärger, weil jetzt auch Gudrun ständig in "ihrer" Wohnung ist. Sie meint, ich hätte sie vorher fragen müssen. Anna ist mit unseren Kindern in Holland. Sie macht da eine Weiterbildung als Feldenkraislehrerin. Meinen 52. Geburtag verbringe ich allein. Am 17. November kommt sie zurück. Ich habe ihr für diese Reise meinen BMW 745i geliehen, damit sie und die Kinder sicher sind. Eine gute Autofahrerin war sie sowieso. Der einzige andere Mensch, der diesen Wagen fahren durfte, war Radhe Schiff, die spätere "Sonnengöttin". Am 22. November war ich bei den Biberacher Filmfestspielen. Ich denke, dass da schon "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gezeigt wurde. Beim Rückflug mit der Lufthansa aus Friedrichshafen bekam ich im Flugzeug jedenfalls frische schwäbische Laugenbrezeln und die Erinnerung an die Laugenbrezeln im Dorf meiner Mutter hat mich fast wahnsinnig gemacht. Am 6. Dezember starten wir "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" in Berlin im Broadway, Olympia und Klick. In München lief er im Türkendolch. Am 18./19. 12. war ich in Frankfurt. Am 21. Dezember im Broadway war der Film ausverkauft und jemand, der im Kino saß, sagte mir, die Zuschauer hätten am Ende geklatscht.
Danach begannen die Vorbereitungen für "DIE SONNENGÖTTIN". Am 8. 1. hat das BMI ja gesagt. Und am 13. 1. hat Klaus Lackschéwitz einen Vorabkauf (zum erstem Mal) für die Degeto zugesagt. Mein Argument war, wenn ihr sowieso jeden Film von mir kauft, könnt ihr in doch auch schon kaufen, bevor ich mit dem Drehen angefangen habe. Er sagte, in der Redaktion hätten alle über meinen Brief laut gelacht, weil wohl zum Film selbst nur drei oder vier Zeilen geschrieben hätte. Sowas hätten sie noch nie erlebt. Später habe ich ihn dann immer zusammen mit Anna bei der Berilnale-Eröffnungsparty getroffen. Er hat mich in den Arm genommen und gesagt, "mon regisseur". Vom 24. bis 29. 2. war ich in New York, habe den Vertrag mit Chico Hamilton für die Musik gemacht und alle Drehorte für die Dreharbeiten in New York festgemacht. Von da bin ich weiter nach Florida gefahren. Erst am 5. 3. war ich zurück in Berlin. Am 6. März habe ich bei Geyer eine neue Lichtbestimmung von "ROTE SONNE" gemacht, denn Gudrun Max und ich wollten den Film mit Prometheus neu ins Kino bringen. Die Degeto habe ich an dem Tag gebeten, die erste Rate telegraphisch zu überweisen. Sowas ging damals noch. Online gab's damals noch nicht und auch das dauert einen Tag länger. Am 10. März treffe ich Frank Griebe. Er sollte für Reinhold Vorschneider Kameraassistenz machen. Jahre später wurde er der Lieblingskameramann von Tom Tykwer. Bei mir hat er in Athen die Kamera vom Stativ runterfallen lassen. Sowas vergisst man nicht. Viele Jahre später sind wir uns bei der Berlinale begegnet, und er hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mit ihm einen Film digital zu drehen. Ich habe in meinem Leben oft rüde Antworten (mit Fassbinder hat das angefangen) gegeben, aber Frank Griebe habe ich damals gesagt, dass ich lieber analog auf Negativmaterial drehe. Am 19. März fliege ich mit Reinhold Vorschneider und Anina Diener nach Athen, um alles für die Dreharbeiten in Griechenland festzumachen. Ich spreche im Ministerium für Tourismus mit der Frau, die für Drehgenehmigungen zuständig ist. Sie ist sehr nett und sagt mir zu, dass ich diese umgehend erhalte. Wir sind auch in Santorin und schauen uns mit Anina Diener, die sich da auskennt, mehrere Strände auf Nachbarinseln an, entscheiden uns aber für den "Red Sand Beach" auf Santorin. Im Hotel dort wird mir mein Apple-Labtop, der in einer Fliegertasche mit Code war, gestohlen. Am 26. März sind wir wieder zurück in Berlin. Ich melde den Diebstahl meiner Versicherung, Herrn Huber (†), weiß aber nicht mehr, ob sie mir das Geld für einen neuen Computer erstattet haben. Am 2. April kommt Radhe Schiff, die Sonnengöttin, nach Berlin.



Mein Dorf hat zum ersten Mal in diesem Jahr am Ortseingang einen beleuchteden Weihnachtsbaum. Der ist da allerdings gewachsen.

07.12.15  


Beim Spazierengehen in meiner Vergangenheit fällt mir ein, dass Gudrun Max und ich für unsere Arbeit zwei dieser MacPlus-Computer benutzt haben. Und auf diesem winzigen Bildschirm habe ich mit PageMaker das Presseheft zu "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gemacht.

Ich musste es einfach probieren. Dieser Mac funktioniert noch immer und zwar mit System 7.5.5, kaum zu glauben.

Beim Radfahren in dieser Mondlandschaft ziehen endlose Ketten von Wildgänsen über den Himmel.


Zu den Autobiographie-Notizen: Mit Radhe Schiff fahre ich gleich nach ihrer Ankunft zu Anina Diener, die Kostüm und Ausstattung gemacht hat, um eine erste Kostümprobe mit ihr zu machen.
Am 3. April lässt Anina einen Gipsabguss von Radhes Gesicht und Körper machen. Die daraus entstandene Statue, die im Film in Athen steht, die wir aber in Berlin gedreht haben, steht seitdem in einem Stall in meinem Bauernhof.

Irgendwann im März hat auch die Quinzaine zugesagt, "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" in Cannes zu zeigen. Wir hatten auch sofort einen französischen Verleih Diaphana-Films. Am 16. April kam auch endlich per FEDEX die Drehgenehmigung aus Athen. Wir mussten für ein Honorar von 5.000 DM einen griechischen Anwalt einschalten. Erst damit hat es funktioniert. Aus heutiger Sicht, verstehe ich, warum der Anwalt so teuer war. Ich denke, er musste mindestens die Hälfte an Beamte in der zuständigen Behörde weitergeben. Am 18. April kam John Shinavier, Radhes Partner in Berlin an. Am gleichen Tag steht im Terminkalender "Anna kommt zurück!!!!" Am 20. April, Nicolais viertem Geburtstag, haben wir für ihn einen Baum gepflanzt. Ob auf dem Bauernhof oder in Berlin weiß ich nicht mehr. Radhe war nur für ein paar Tage für Kostümprobe und Gipsabguss in Berlin, denn am 21. April ist sie wieder aus Florida zurückgeflogen und am nächsten Tag kommt auch Jambavan, der für Ma's Kunst verantwortlich war, nach Berlin. John Shinavier war von Anfang ziemlich kompliziert. Er schlief in der Fidicinstraße. Er brauchte täglich einen Besuch in einem Fitness-Studio und als Radhe da war, wollte er sich an sie gewöhnen und bat Radhe in der Nacht vom 21./22. April mit ihm in der Fidicinstraße zu schlafen. Radhe hat mir hinterher gesagt, dass er da auch mit ihr schlafen wollte. Am 23. April war Drehbeginn von "DIE SONNENGÖTTIN". Am ersten Drehtag, am 23. April haben wir die Szene gedreht, an der sie ihm das Brandenburger Tor zeigt. Sie ist eine amerikanische Malerin, die in Berlin lebt. Dort malt sie die Bilder, die Ma in Florida gemalt hat. Im Grund genommen spielt sie im Film Ma.

Radhe hat entsetzlich gefroren, und ich habe ihr immer wieder meinen warmen wattierten Mantel umgehängt.

Radhe in ihrem Atelier. Sie trägt Schuhe, Hose und Pullover, die Ma beim Malen ihrer Bilder benutzt hat. Das Bild, vor dem sie steht, stand nach dem ersten Drehtag im Atelier im Treppenhaus und irgendein Bewohner des Hauses hat da ein kreisrundes Loch hineingeschnitten. Gudrun Max hat sich darum gekümmert und mit Restauratoren gesprochen. Das hätte mehrere tausend DM gekostet. Ich denke ich habe noch immer das geschändete Bild irgendwo auf meinem Bauernhof.

08.12.15  
Heute Morgen winzig klein am Himmel die Mondsichel.

Weil Hans-Jürgen Syberberg heute 80 Jahre alt geworden ist, schaue ich auf seine Website. Da gibt es 4 Webcams. Bei ihm in Mecklenburg ist es noch neblig, bei mir ist der Himmel klar.

Ich denke mit Schrecken daran, dass im nächsten Frühling all das Laub wieder aus meinem Teich herausgeholt werden muss und sammle mit dem Rasentraktor einige Laubstellen in meiner Wiese auf. Das ist mühsam, denn das Laub ist zu feucht und nach kurzer Zeit ist der Auffangbehälter verstopft.

Auch das Riesenchinaschilf müsste geschnitten werden.

Zu den Autobiographie-Notizen: Nach 8 Drehtagen in Berlin sind wir am 3. Mai nach New York geflogen. Ich hatte ein riesiges Apartment mit drei Zimmern und einer kleinen Küche in einem alten Hotel. Reinhold Vorschneider mochte die Drehorte nicht, die ich ausgesucht hatte. So haben wir tagsüber gedreht und Reinhold Vorschneider, Maria Speth und ich sind in der Nacht auf Suche nach anderen Drehorten gegangen, die Reinhold gefielen.
Screenshots aus Berlin.

Bei dieser Szene in einer Badewanne, in der die beiden sich endlos lange küssen und John sie mit ihren Kleidern zu sich in die Badewanne holt, war ich mir sicher, zwischen den beiden entsteht im Film eine wunderbare Liebesgeschichte…

…so tief wie er in ihre Augen schaut. Als könne er in ihren Augen ihre Seele sehen. Ich erinnere mich, dass ich das früher öfters mit Frauen, in die ich mich verlieben wollte, gemacht habe. Mindestens drei, vier Minuten.

Murnaus Grab auf dem Friedhof in Stahnsdorf.

Austellungseröffnung mit Radhes Bildern. Adriana Altaras spielt die Galeristin.

Radhe findet in einem Kasten mit alten Bildern, die im Film ihr Vater von ihr bei einem Urlaub auf Santorin gemacht hat, dieses Bild. Klar ist das Bild von mir und es zeigt Joya, als sie 1 Jahr alt war.
Screenshots aus New York.

Chico Hamilton (†) spielt den Portier in einem Hotel. Weil sie weint, sagt er Susan Chesler Johns Zimmernummer.

Als John zurück ins Hotel kommt, findet er Susan schlafend vor der Tür seines Hotelzimmers. Chico Hamilton hatte ihn vorgewarnt. Das Drehbuch sah vor, dass er sie hochhebt und im Zimmer auf ein Sofa legt. Das war überraschend schwierig. Obwohl er riesige Armmuskeln hatte, hat er das zunächst nicht hingekriegt. Ich habe es ihm vorgemacht und obwohl ich nur ein Drittel seines Muskelumfangs hatte, war das kein Problem, denn das Mädchen hat bestimmt nicht mehr als 50 Kilo gewogen.

Susan Chesler im Taxi. Viel mehr als das, was man hier im Rückfenster sieht, haben wir von New York nicht zeigen wollen, obwohl wir da 5 Tage gedreht haben. Ohne Drehgenehmigung.
Am 10. Mai sind wir nach Berlin zurückgeflogen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in New York auch Muster gesehen haben. Nur noch daran, dass wir bei den Dreharbeiten in einer Wohnung riesige Mengen Pizza und Salat haben liefern lassen, wovon die Hälfte übrig blieb.
Am 11. Mai waren wir um 9 Uhr morgens in Berlin. Eine Stunde später bin ich gleich weiter nach Nizza geflogen, denn da lief "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" in Cannes. Ich habe am nächsten Morgen eine Pressekonferenz gemacht und bin gegen Mittag zurück nach Berlin geflogen. Am 13. Mai war ich beim Zahnarzt und am 14. Mai sind wir wieder alle nach Athen geflogen.
Screenshots aus Griechemland:

Beim Drehen dieser Szene vor eimem Museum in Athen, hat Frank Griebe die Kamera vom Stativ fallen lassen. Ich habe ihn mit der Kamera zurück nach Berlin geschickt. Anina Diener hat in einem Kopierwerk, es war Freitag, jemanden gefunden, der das Negativ entwickeln konnte und der dann festgestellt hat, dass das Material des gesamten Drehtags (vor allem auf der Akropolis) ok war. Eine neue Kamera von Hartmut Mausolf brachte Frank Griebe einen Tag später zurück. Dafür dass all das reibungslos funktionierte, hat Gudrun Max in Berlin gesorgt. Die Überfahrt auf der Fähre von Athen nach Santorin klappte auch nicht wie geplant, denn es gab ein Unwetter und der Kapitän wollte nicht losfahren. Auf der Fähre traf ich Elisabeth Trissenar, die ich für "TAROT" gecasted hatte, und ihren Mann Hans Neuenfels wieder. Sie mussten wie wir auf der Fähre übernachten. Als wir schießlich in Santorin ankamen, gab es Probleme mit dem von uns gebuchten Hotel, die Gudrum Max aber auch lösen konnte. Im übrigen war Mitte Mai das Wetter auf Santorin schlecht (in Berlin war es heiß), und die Wassertemperatur im Meer war 13 Grad. Radhe sollte mit John eine Liebesszene im Meer drehen. Beim Drehbuchschreiben war ich da offensichtlich von meiner Erfahrung, Sex im Meer, mit Petra Seeger beeinflusst (sie hat mir das gemailt und ich habe ihre Antwort mit ihrerer Erlaubnis am 17. Oktober in mein Blog geschrieben).
Ich habe mit einem Thermometer täglich die Wassertemperatur gemessen. Und Radhe, John und ich haben täglich mit Ma in Florida telefoniert und sie um Hilfe beim Wetter in Griechenland gebeten.

In Oia auf Santorin. Da wo ich mehrere Jahre vorher mit Petra Seeger versucht hatte, ein Drehbuch zu schreiben. Unsere alte Höhlenwohnung gab es inzwischen nicht mehr. Daraus sind komfortable Luxuswohnungen geworden.
09.12.15   Zu den Autobiographie-Notizen: Der Red Sand-Beach neben der viertausend Jahre alten untergegangenen Stadt Agrotiri. Trotz Drehgenehmigung waren die Dreharbeiten am Strand, da Radhe immer wieder nackt sein musste, ziemlich kompliziert. Zum Strand gab es nur zwei Zugänge, und die hat Maria Speth durch Bewohner einer Jugendherberge radikal absperren lassen.





Die beiden, kaum am Strand angekommen, ziehen sich aus und schlafen miteinander im Meer. Bei immer noch 13 Grad Wassertemperatur. Ich bin noch heute voller Bewunderung für Radhe. Sie hatte damals noch nie mit einem Mann geschlafen.

Radhe in derselben Pose bei Sonnenaufgang. Die Mann im Film ist komplett verrückt. Ich habe das Drehbuch geschrieben und war es auch.

Der Feuertanz von Radhe, den sie beim Drehen in einer Einstellung für sich erfunden hat. Sie wurde da tatsächlich die Göttin, die sie spielen sollte. In meinem Interview (LINK) mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil habe ich darüber mehr erzählt.
10.12.15  

Jörg Tykwer, mein 2. Regieassistent bei "SYSTEM OHNE SCHATTEN" und danach Autor einer Doktorarbeit über "ROTE SONNE" hat mir eine email geschickt mit einem Link zu Ozus (LINK) Steingarten in "Banshun". (Late Spring).
Vor meiner Reise nach Kyoto ist mir in dern Nacht auf dem Weg ins Badezimmer eine Ratte über den Weg gelaufen. Gegen Mäuse habe ich nichts, aber eine Ratte wollte ich nicht im Haus haben. Also habe ich eine Rattenfalle gekauft und als Futter Peanutbutter reingetan. Zuerst ist eine Maus in die Falle gegangen. Heute Nacht endlich diese Ratte
.
Zu den Autobiographie-Notizen: Am 26. Juni finde ich eine Notiz, in welche Länder "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" durch den Filmverlag verkauft worden ist: Spanien 60 TDM, Portugal 4,5 Tausend $ US, Italien 50 TDM, Frankreich 40 Tausend $ US und Südkorea 13 Tausend $ US.
Am 2. und 3. Juli bin ich in Paris, um Interviews für "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" zu machen. Am 11. und 12. Juli mache ich die Musikaufnehmen mit Chico Hamilton (†) in New York. Er tut alles, was er kann für den Film und singt dafür sogar auch noch ein Lied.
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Nach einem Telefonat mit Serpil Turhan, die mir von den neuesten Entwicklungen mit ihrem Film berichtet, google ich Chico Hamiltons Namen und sehe, dass er am 25. 11. 2013 im Alter von 92 Jahren in New York gestorben ist.
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Am 18. und 19. Juli machen wir die deutsche Synchronisation von "DIE SONNENGÖTTIN". Die Mischung für die deutsche und englische Fassung machen wir mit Martin Steyer an vier Tagen in der Nacht, denn tagsüber waren alle Studios ausgebucht. Diese Mischung wird mir für immer und ewig in Erinnerung bleiben.
Am 30. August war die Teampremiere mit der englischen Fassung im Broadway. Bei der anschließenden Feier im Kino waren die meisten Zuschauer ganz schnell verschwunden und nur ein Viertel der Prosecco-Flaschen wurde ausgetrunken. Bei einem Italiener haben ein paar Hardcore-Freunde versucht mich zu trösten. Am 3. September war ich für einen Tag in Paris und habe da für ARTE die französischen Synchronsprecher für die Trilogie "Formen der Liebe" ausgesucht. Am 7. September bin ich mit Anna, Nicolai und Joya wieder nach Florida geflogen. Es könnte sein, dass ich da ein Drehbuch mit dem Titel "Sarahs Seele" geschrieben habe. Wahrscheinlich war auch Adriana Altaras da, weil ich ihr so viel von Ma erzählt hatte. Am 30. September waren wir wieder in Berlin. Am 2. Oktober war ich bei einem Arzt, den Anna kannte. Mein Problem war, dass ich immer einen süßen Geschmack im Mund hatte. Am 7. Oktober hat mich die Polizei mit 0,95 Promille erwischt. Ich musste mein Auto stehen lassen und meinen Führerschein abgeben. Vom 15. - 18. Oktober war ich wieder in Dijon. Welcher Film von mir da gezeigt wurde, weiß ich nicht. Vielleicht war ich auch Mitglied einer Jury. Am 31. Oktober bin ich mit dem Zug (?) zum Bauernhof gefahren, weil ich da ein neues Drehbuch schreiben wollte. Vermutlich "DAS GEHEIMNIS". Ich erinner mich an die vielen Fahrten jeden Morgen mit dem Fahrrad nach Dahme. Nur um meinen Geburstag zu feiern, war ich kurz in Berlin. Am 30. November war das Drehbuch fertig. Am 10, Dezember bekam ich meinen Führerschein zurück.
Im Januar 1983 war ich Jury-Mitglied beim FIPA Festival in Cannes. Da war auch Rüdiger Vogler und der stellte mich dort Laura Morante vor, die abenteuerlich schön war.

11.12.15  

Ich öffne das Hoftor, bevor die Sonne aufgegangen ist, denn heute erwarte ich den Jauchefahrer, der die Jauchegrube leeren muss.

Foto mit Nikon Coolpix S7000.

Foto mit Fuji FinePix S3 Pro und Nikon 50mm 1:1,4 Objektiv.

Um 13 Uhr kam der Jauchefahrer heute. Bis um 16 Uhr hat das Abfahren gedauert. Mit diesem offensichtlich ungeigneten Fahrzeug hat er beim Rausfahren aus dem Hof tiefe Löcher in die Wiese vor dem Dorfteich gemacht und musste sie wieder reparieren. Dreimal im Jahr muss die Jauche abgefahren werden und ich habe jedesmal Angst, dass beim Rein-und Rausfahren die Tormauer beschädigt wird.
Heute habe ich mir die Wartezeit damit vertrieben, Screenshots von "DAS GEHEIMNIS" zu machen. Beim Anschauen des Films ist mir manchmal fast die Luft weggeblieben über das, was ich mich damals getraut habe zu erzählen.

12.12.15   Ich fahre mit dem Rad meine übliche 12km-Strecke und nehme mit diesem Feuer Abschied vom Bauernhof, denn am 15. Dezember kommt meine ägyptische Freundin nach Berlin. Die Sonne scheint im Innenhof nur noch auf das Oleanderzimmer.

In der Nacht gerate ich beim Zappen auf "El Dorado" von Howard Hawks. Obwohl es spät ist und ich um diese Zeit gewöhnlich schlafe, sehe ich den Film bis zum Schluss. Vor allem die Szenen mit John Wayne und James Caan machen mir noch immer Spaß. Und Robert Mitchum als versoffener Sheriff ist auch total sehenswert. Die Frauen spielen in diesem Männerfilm leider nur Rollen am Rand.

Meine Post hier ist die schnellste in ganz Deutschland. Für Montag war die Lieferung von Amazon angekündigt. Schon heute ist der Knausgård, der mir noch fehlte, da.
13.12.15  
Die Fahrt nach Berlin war mühsam. Die ganze Zeit kamen starke Windböen. Hier feiere ich jetzt den 3. Advent.
14.12.15  
Heute Morgen beim Einkaufen.

Am Abend, nach vielen geschäftlichen Tätigkeiten, schickt mir meine Tochter Joya aus Kuba diese Fotos.





15.12.15   Meine ägyptische Freundin ist mit ihrem Flieger schon über den griechischen Inseln. Die Flugbahn über dem Meer sieht allerdings komisch aus.



Jetzt ist sie da. Auf dem Schönefelder Flughafen musste ich diesmal eine Dreiviertelstunde auf sie warten. Da es dort keine Sitzplätze gibt, komme ich seit einem Jahr immer mit einem zusammenklappbaren Stuhl für Angler an. Der Schal ist ein Weihnachtsgeschenk.

Ein Gänsebraten in einem Wiener Restaurant am Marheineke Platz. Darauf hat sie sich schon seit Tagen in Kairo gefreut. Es ist ein alljährliches Ritual bei uns. Die Gans war leider etwas trocken.

Und jetzt ist sie wieder zuhause bei mir auf ihrem Lieblingsplatz, dem blauen Sofa.
16.12.15  

Der Gänsebraten von gestern Abend hat mir in der Nacht Magenkrämpfe beschert. Das war gar nicht lustig.

Am Kudamm. Im Dunkeln sie dieser Weihnachtsbaum bestimmt noch schöner aus, aber in der Nacht fahre ich nicht mehr mit dem Auto in der Stadt herum.

17.12.15  


Ein Weihnachtsgeschenk meines Hausbesitzers. In meiner Wohnung genieße ich, wenn ich aus dem Fenster schaue, seit heute Nachmittag eine Art Gefängnisgefühl.

18.12.15   Ich war gestern Nacht mehr tot als lebendig. Aber die Wiederholungen von "Colombo" auf ZDF Neo haben meine ägyptische Freundin und ich jetzt jeden Abend gesehen. Auch heute.

19.12.15   In der Nacht ist es mir zehnmal besser gegangen als in der Nacht davor. Ich habe zusammmen mit meiner ägyptischen Freundin den gereinigten Teppich in ihre im Sommer durch ein vestopftes Abflussrohr untergegangene Wohnung transportiert. Dort das Wasser im Bad und in der Küche wieder zum Fließen gebracht (die Handwerker hatten diverse Hähne zugedreht) und auch den Vodafone-Router und das Telefon wieder zum Funktionieren gebracht. Beides ist mir gestern nicht gelungen. Und auch der Fernseher, den ich ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt habe, steht jetzt bei ihr und funktioniert mit DVB-T großartig. Sie ist ziemlich glücklich über meine männlichen Heldentaten und lädt mich dafür zum Essen ein.

Auf dem Nachhauseweg gefällt mir danach sogar der Weg zu meiner Wohnung. Vor allem das Licht am Ende des Wegs.

20.12.15   Um halb acht Uhr fahre ich zu Anna und bringe ihr die Weihnachtsgeschenke für Nicolai und Joya vorbei, denn es ist total ungewiss, ob ich meine Kinder während der Weihnachtstage sehe. Ich bin froh, dass ich auf Anhieb den Weg mit dem Auto finde, denn meine Orientierung in Berlin ist leider gar nicht mehr gut.

Danach zünde ich die vier Kerzen an meinem Adventskranz an und frühstücke mit meiner ägyptischen Freundin mit gekochten Eiern (aus Niendorf) und Dinkelbrötchen.
Danach will sie auf dem Tempelhofer Flugfeld Fahrradfahren. Wie immer fährt sie auf meinem Klapprad und ich auf einem steinalten Mountainbike, dass irgendwann irgendein Mitarbeiter bei mir im Keller abgestellt hat. Damit zu fahren ist keine Freude, und mein Tennisarm fängt sofort an, weh zu tun.



Die blaue Jacke ist ein zweites Weihnachtsgeschenk meiner ägyptischen Freundin.

Im Winter gibt es diesen fahrbaren Coffee Shop. Meine ägyptische Freundin freut sich, denn sie ist Kaffeesüchtig. Die Jungs, die das machen, sind supercool und freuen sich darüber, dass sie fotografiert werden.

An dieser Stelle ist Anfang November ein älterer Radfahrer vom herabstürzenden Drachen eines Kitesurfers getroffen worden. Ich hatte das im Tagesspiegel gelesen und erzähle die Geschichte jetzt meiner ägyptischen Freundin, und es sei der zweite Tote auf dem Tempelhofer Flugfeld.
Nach dem Radfahren mache ich die ausgiebigen Feldenkraisübungen, die mir Anna per Skype beigebracht hat. Es ging mir dabei schon mal besser. Heute ist alles verspannt. Selbst beim einfachen Kopf Hin-und Herdrehen tut ein Arm weh.
21.12.15  

Am Morgen war ich im Wedding bei meiner Zahnärztin. Sie hat sich gefreut, mich wieder zu sehen. Ich habe ihr meine Kunstzähne in die Hand gedrückt, die am Samstag zerbrochen waren. Danach haben meine ägyptische Freundin und ich darauf gewartet, Radhe Schiff - die Sonnengöttin - aus Florida am Flughafen abzuholen. Doch der Lufthansaflieger hatte eine Dreiviertelstunde Verspätung.

Für meine ägyptische Freundin kein Problem.

Radhe schläft heute und morgen Nacht in der Wohnung meiner ägyptischen Freundin. Am Mittwoch fahren wir alle auf den Bauernhof, um dort Weihnachten zu feiern. Hier besprechen wir, wie wir morgen kommunizieren können, denn in der Wohnung gibt es weder Telefon noch Internet.

Ein Italienisches Restaurant am Stuttgarter Platz.

Der Kudamm auf dem Heimweg. Jetzt bei Nacht.

22.12.15   Ich bringe meine ägyptische Freundin zur Augenklinik im Neuköllner Krankenhaus. Leider darf ich bei ihrer OP nicht dabeibleiben.

Ganz in der Nähe ist das frühere Krankenhaus Neuköln, in dem ich 1989 operiert wurde. Jetzt ist es ein Bürgeramt.

Ganz nebenan steht jetzt dieses Haus. Ein Hindutempel.

Radhe und ich holen meine ägyptische Freundin nach ihrer Augen OP bei Professor Pham gemeinsam ab, und danach gehen wir alle drei japanisch essen. Ich trinke Sake und von Anfang an tauchen in der Geschmacksabteilung meines Gehirns Erinnerungen an Kyoto auf. Es schmeckt mir unglaublich gut. Es ist wie eine Teleportation durch Raum und Zeit.

Am Abend besucht mich dann noch mein Sohn Nicolai mit seiner Freundin Ina und fünf Mäusen.



Abendessen im Thairestaurant bei mir um die Ecke.
23.12.15   Auch meine Tochter Joya ist auf dem Nachhauseweg aus Mexiko.

Joya ist inzwischen schon längst in Frankfurt gelandet, und wir haben sogar schon miteinander telefoniert. Meine ägyptische Freundin, Radhe und ich sind jetzt auf dem Bauernhof und essen das Abendessen, das meine ägyptische Freundin gekocht hat. Draußen scheint der Mond. Ich informiere die beiden stolz, dass ich jetzt schon die dritte Ratte gefangen habe, aber davon wollen sie nichts wissen.
24.12.15  

Ich wünsche allen Moana-Bloglesern Frohe Weihnachten.


Ich bringe am Morgen einen Brief mit 4 Plakaten von "ROTE SONNE" zur Post. Denn am 12. Januar soll mein Film zum 25-jährigen Jubiläum des Filmclubs 813 in Köln gezeigt werden. Auf dem Rückweg von der Post gab es einen lauten Knall. Das Resultat: der ganze Auspuff ist heruntergefallen.

Während meine ägyptische Freundin oben schläft, schmücken Radhe und ich den Weihnachtsbaum. Sie ist noch immer von ihrer Operation erschöpft.

Da sie nicht Radfahren darf begleitet mich Radhe auf dem Rad meiner ägyptischen Freundin.

Nach dem späten Mittagessen geht die Sonne unter.

So wie Serpil Turhan im letzten Jahr macht jetzt auch Radhe Fotos vom Sonnenuntergang.
25.12.15  
Heiliger Abend.



Die Geschenke.
26.12.15  


Die Sonne beleuchtet am Morgen nur noch die Spitze des Walnussbaums. Noch vor dem Brötchenholen an der Tankstelle. Danach kommen wie gestern Wolken.

Picknick am Körbaer See. Diesmal sind wir mit dem Auto gefahren, da meine ägyptische Freundin noch nicht Radfahren darf. Hier scheint wieder die Sonne, aber es weht ein eiskalter Wind.





Bei mir kann bald die verbliebenen Haare auf meinem Kopf zählen.

Unser Weihnachtsbaum 2015.

27.12.15  
Ich bringe Radhe nach Berlin zum Flughafen. Sie fährt auf dem Hinweg. Ich fahre allein zurück und stelle dabei fest, kleine Autos sind nichts für mich.

Mein Ersatzauto. Hoffentlich kriege ich meinen Volvo morgen zurück.
28.12.15  
Nach Sonnenuntergang. Bei meinen Nachbarn auf der anderen Seite des Dorfteichs ist ziemlich viel los heute Abend. Mein Auto ist nicht fertig geworden.
29.12.15   Bei eiskaltem Ostwind - der Wettermann auf wetter.com spricht von einem "Kaltluftmonster" - fahre ich meine gewohnte 12km-Strecke mit dem Fahrrad.

Selbst für die Schafe, die gestern noch über das ganze Feld verstreut waren, ist es heute zu kalt.

Ich erreiche heute auf dem Radcomputer 8.000 Kilometer (davon entfallen allein auf dieses Jahr 3.400 Kilometer).
Ich habe mein Auto mit neuem Auspuff wieder zurückbekommen, und ich liebe es wieder wie am ersten Tag.
30.12.15  
Alle Oleanderbüsche und Yuccapalmen sind jetzt in ihrem Winterquartier, denn es soll bald sehr, sehr kalt werden.
Auch heute Fahrrad gefahren. Der Ostwind ist noch stärker geworden. Selbst Gehen macht keine Freude.

Im Dunkeln hole ich aus dem Oleanderzimmer ein zweites Kopfkissen zum Fernsehgucken. Weil mir das Licht an und in meinem Haus gefallen hat, hole ich meinen Fotoapparat und mache dieses Foto. Zum Aufstellen eines Stativs hatte ich keine Lust. Der Himmel über mir ist voller Sterne.
31.12.15  

Ich wünsche allen Moana-Bloglesern ein glückliches Jahr - hoffentlich voller Wunder.


Ich fahre Fahrrad. Meine ägyptische Freundin läuft.

Am Nachmittag kurz bevor es dunkel wird sammele ich mit dem Rasentraktor das Laub ein, denn jetzt in der Kälte ist es so trocken wie im Hochsommer.



Auf meinem Gartenteich ist eine dünne Eisschicht.

Die Briefrträgerin bringt mir neuen Lesestoff.
Außerdem entdecke ich heute die Möglichkeiten von WhatsApp, nachdem es möglich geworden ist, das Programm von meinem Computer aus zu bedienen. Ich erinnere mich dunkel daran, dass ich das vor 10 Jahren auch mit SMS-Nachrichten gemacht habe.

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